Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

 

Illustration bunter Pillen mit Männchen
©Pixabay.com

Mit Spannung haben wir die News zur Zulassung der „ersten Pille mit eingebautem Smartphone-Sender“ in den USA verfolgt. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat ihr grünes Licht für Abilify MyCite (Aripiprazol) gegeben und somit wo möglich den Beginn einer neuen Ära von smarten Medikamenten eingeläutet.

Problemfall Adhärenz

Das Präparat ist ein atypisches Neuroleptikum zur Behandlung von Schizophrenie, bipolaren Störungen und begleitend bei einer schweren Depression. Gerade bei Patienten dieser Erkrankungen kommt es oft zu mangelnder Einhaltung des Therapieplans – entweder bewusst, um Nebenwirkungen zu vermeiden oder aber weil Betroffene einfach vergessen, ihr Medikament einzunehmen. Abilify MyCite ist nur für die Überwachung der Medikamenteneinnahme zugelassen. Nicht kontrolliert werden die Dosierung oder die Wirkung des Medikaments.

Die erste digitale Pille

Otsuka ist der Hersteller der Pille und Proteus Digital Health entwickelte die Technik bestehend aus einem Biosensor und Pflaster. Das System funktioniert durch Senden eines Signals vom Sensor der Pille zu einem tragbaren Patch, nachdem die Tablette im Magen verdaut wurde. Das Patch, das auf den Brustkorb des Patienten geklebt wird, überträgt die Informationen an eine mobile App, die dem Patienten ermöglicht, die Einnahme des Medikaments auf dem Smartphone zu verfolgen.

 

Über ein webbasiertes Portal können auch Pfleger und Ärzte mit Erlaubnis des Patienten auf die Informationen zugreifen. So soll eine regelmäßigere Einnahme der Tabletten unterstützt und demzufolge eine höhere Chance auf Therapieerfolg erreicht werden.

Laut FDA besteht das Medikament neben dem Wirkstoff aus für den Patienten harmlosen Substanzen, die auch natürlicherweise im menschlichen Körper vorkommen.

Mein Fazit

Bei Nichteinhaltung des Therapieplans kann dieses Konzept als Frühwarnsystem sehr sinnvoll sein. Auch ist denkbar, dass es bei anderen Erkrankungen, die eine hohe Therapietreue erfordern oder sogar hochpreisigen Medikamenten zukünftig einen Einsatz findet.

Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit Abilify MyCite die Adhärenz bei Patienten mit Schizophrenie und bipolaren Störungen verbessert. Obwohl es in den klinischen Studien (allerdings erst beim zweiten Anlauf) überzeugt hat, werden wir uns erst in den nächsten Jahren mit dem Einsatz in größeren Patientengruppen ein detailliertes Bild machen können, wie wirksam die Tracker-Funktion wirklich ist. Und ob ein Plus an Adhärenz die Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Patientensicherheit und Missbrauch ausgleichen kann.

Tatsache ist, dass es sich bei diesem „digitalen Medizinsystem“ um einen Blueprint für die Zukunft handelt. Einer, der aus innovativem Denken und praktischen Knowhow geboren wurde, um ein altbekanntes Problem neu anzupacken. Learnings von Abilify MyCite werden hoffentlich in die Entwicklung zukünftiger, smarter Medikamente fließen, um so Patienten bessere und sicherere Alternativen zu bestehenden Therapien anbieten zu können.

Wie sagte schon Albert Einstein? Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. Hier wurde nun wirklich ein anderer Weg eingeschlagen in der Hoffnung auf bessere Ergebnisse für Patienten.

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