Innovative Sehhilfe für blinde Menschen
Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023
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Die Sehhilfe für blinde Menschen ist noch Zukunftsmusik; aber bereits heute schon so spannend, dass wir auf unserem Blog HealthcareHeidi auf jeden Fall darüber berichten möchten: Forscher aus Deutschland, der Schweiz, England und Kanada haben eine Vision, die Blinden das Sehen wieder möglich machen soll.
Der Wunsch nach selbstbestimmter Mobilität – Die Sehhilfe als Ersatzteil im Kopf
Der Verlust der Sehfähigkeit ist in unserer zunehmend visuell gesteuerten Welt besonders tragisch. Das Fehlen des Sehsinns geht mit massiven Einschränkungen der Lebensqualität einher. Nach Schätzungen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands leben etwa 150.000 blinde und rund 500.000 sehbehinderte Menschen in Deutschland. Weltweit sind etwa vier Millionen Menschen betroffen.1
Eine Möglichkeit der Therapie sind so genannte kortikale Prothesen. Als Sehhilfe wandeln sie visuelle Szenen in Muster um, die dann – wie der Name bereits andeutet – an den visuellen Kortex, also die Großhirnrinde übertragen werden. Tausende von Elektroden rufen bei diesem Ansatz die Wahrnehmung kreisförmiger, greller Lichtpunkte hervor. Möchte man die Anzahl der Lichtpunkte erhöhen, kommt es häufig zu einer Überlastung des Sehsystems. Das Projekt „I see“ möchte nun mit weniger Elektroden und geringeren Strömen eine deutlich stärkere, strukturierte Wahrnehmung erreichen.
Sehhilfe für blinde Menschen – das Projekt „I see“
Die Neurowissenschaftler bedienen sich einer Miniaturkamera, die visuelle Informationen sammelt, in ein Signalmuster übersetzt und an Implantate im Gehirn überträgt. Die Implantate steuern spezifisch die Hirnareale an, die die visuellen Informationen verarbeiten. Die Sehhilfe passt die Stimulation auf die Informationskodierung im Gehirn an und generiert so ein Muster, das die Nervenzellen verstehen. Moderne Datenanalyse-Methoden erkennen also „die Sprache des Gehirns“ und passen den richtigen Zeitpunkt ab, um den erwünschten Seheindruck zu erzeugen.
Ziel des Projekts ist es, erblindeten Menschen mit Hilfe eines Kamerasystems und entsprechender Hard- und Software visuelle Informationen zugänglich zu machen, die sie in alltäglichen Lebenssituationen nutzen können.
Das Projekt „I see“ wird vom Europäischen Forschungsnetzwerk “NEURON” durch das BMBF (Deutschland), die SNF (Schweiz) und die FRQS/Québec (Kanada), sowie in Bremen durch die Iris und Harmut Jürgens-Stiftung gefördert.
Mein Fazit
Der visuelle Sinn zählt noch vor dem Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken zu den wichtigsten Sinneseindrücken. Viele Projekte in diesem Bereich werden jedoch leider nicht über das experimentelle Stadium hinaus weiter entwickelt.
Für den Gehörsinn ist der Einsatz von Cochlea-Implantaten bereits medizinischer Standard. Ein kleines Mikrofon nimmt Schallwellen auf, die dann vom äußerlich getragenen Soundprozessor in digital kodierte Signale umgewandelt und an die Sendespule übertragen werden. Über die Sendespule werden die Signale an das unter der Haut liegende Implantat transferiert. Das Implantat wandelt die kodierten Signale in elektrische Impulse um und leitet sie an den Elektrodenträger weiter. Die Elektroden stimulieren die Hörnervenfasern in der Cochlea; im Gehirn entsteht ein Höreindruck.
Wenn solch eine periphere Prothese als Sehhilfe auch für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelt werden könnte, wäre dies ein wirklicher medizinischer Fortschritt. Das Augenlicht zu verlieren gehört wohl zu den dramatischsten Einschnitten im Leben eines Menschen. Dran bleiben lohnt!
1 https://www.dbsv.org/zahlen-fakten.html
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