Interaktive Brille gegen Schwachsichtigkeit
Therapie
Letzte Aktualisierung: 16. Juni 2020
*Werbung – unbezahlt – wegen Namensnennung / Verlinkung*Erinnert ihr euch auch noch an die Kinder, die eine Brille tragen mussten, auf der ein Brillenglas mit einem Pflaster abgedeckt war? Das sah ziemlich uncool aus. Oft wurden die Kinder deswegen auch auf dem Schulhof gehänselt. Künftig könnte eine interaktive Brille das Pflaster ersetzen. Die funktionale Sehschwäche eines Auges ist eine häufige Ursache für Sehbehinderungen bei Kindern. Üblicherweise wird die Schwachsichtigkeit durch Abdecken des besseren Auges mit einem verdunkelnden Pflaster therapiert. Das geschädigte Auge wird auf diese Weise trainiert, das Gehirn nimmt dessen Signale an. Nachteile dieser auch als Okklusionstherapie bezeichneten Methode sind das eingeschränkte räumliche Sehen und die Stigmatisierung durch das Pflaster. Häufig lehnen Kinder ein solches Pflaster ab und tragen es nicht. So verfehlt die Therapie natürlich ihr Ziel, denn der Erfolg der Behandlung hängt von der Okklusions-Tragezeit ab.
Das Projekt InsisT testet eine interaktive Brille
Im Rahmen des Projekt InsisT wollen die Projektpartner die Behandlung kleiner Kinder entscheidend vorantreiben. Auch die Therapieadhärenz soll die interaktive, kontextsensitive Shutterbrille mit sensorischem Feedback verbessern. Mit der neuen Technologie lässt sich die Abdeckung des Auges situationsbedingt steuern, bei bewegungsintensiven Aktivitäten kann sie ausgesetzt werden, um Unfälle aufgrund eines fehlenden räumlichen Sehvermögens zu vermeiden. Zu den Projektpartnern gehören die Augenklinik Sulzbach, die BEO MedConsulting Berlin GmbH, das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT, St. Ingbert sowie die Novidion GmbH, Köln (Koordinator). Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF.Was ist eigentlich eine Shutterbrille?


Wie funktioniert diese interaktive Brille genau?
Die Verdunkelung der LCD-Gläser erfolgt elektronisch – der Verdunkelungseffekt entsteht durch das Ein- und Ausschalten der integrierten Flüssigkristalle. Der Takt der Okklusion lässt sich steuern und individuell anpassen – ein Vorteil gegenüber der bisherigen Therapie mit dem Okklusionspflaster. Für die Steuerung der Brille sorgt eine multimodale Sensorik, die sich in den Brillenbügeln befindet:- Hautkontaktsensoren prüfen den korrekten Sitz des Systems und geben den Nutzern ein kindgerechtes Feedback. Das soll die Akzeptanz der Therapie erhöhen. Die Beteiligten erhoffen sich so, die kleinen Patienten zum permanenten Tragen der Brille zu motivieren.
- Ein Beschleunigungssensor erkennt Bewegungsmuster. Er unterscheidet dabei verschiedene Aktivitäten wie stehen, liegen, sitzen, gehen, laufen, springen, Fahrradfahren und Treppe steigen. Bei bewegungsintensiven Aktivitäten wie beim Sport schaltet sich die Ansteuerung der LCD-Gläser automatisch ab. Dadurch ist die Verdunkelung deaktiviert und das volle räumliche Sehvermögen gewährleistet. Das dient der Sicherheit und soll Unfälle vermeiden.