Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

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In der Zahnmedizin ist Kaltplasma bereits Alltag. Hier wird es genutzt, um vor dem Einsetzen von Implantaten Keime abzutöten oder um Parodontitis zu behandeln. Jetzt ist Kaltplasma auch in der Dermatologie im praktischen Klinikalltag angekommen. Zum Beispiel bei der Behandlung chronischer Wunden, wie den diabetischen Fußulzera.

Faszination Kaltplasma in der Wundheilung

Plasma ist ein Gas, das Strom transportiert. Von Natur aus ist es heiß und befindet sich zum Beispiel in der Sonne und in Blitzen. Forscher haben es bereits in den 90er Jahren geschafft, kaltes Plasma (Kaltplasma) herzustellen. Zunächst getestet an chirurgischen Instrumenten stellte man bald fest, Kaltplasma kann noch mehr, als nur Geräte sterilisieren:

  • Kaltplasma attackiert in Wunden Bakterien, Viren und Pilze. Täglich eine Minute Behandlung mit Kaltplasma reduziert die Keimbelastung der Wunde um 99%. Es wirkt also antimikrobiell.1
  • Kaltplasma erhöht die Sauerstoffversorgung des Gewebes und regt so die Mikrozirkulation an, d.h. die Gefäße werden um etwa 30% stärker durchblutet.2
  • Kaltplasma regt das Zellwachstum an.

Kaltplasma lässt diabetische Ulzera schneller heilen

Chronische Wunden zählen zu den großen Herausforderungen in der Behandlung von Menschen mit Diabetes. Nach langem Leidensweg folgt häufig eine Amputation der betroffenen Gliedmaße. Die Therapie gestaltet sich teuer und langwierig.

Kaltplasma_Durchbruch in der Wundheilung bei Fußulcera_HealthcareHeidi_02
©Foto: neoplas med GmbH, Plasma-Pen kINPen® MED

Eine prospektive, randomisierte, Placebo-kontrollierte, einfachblinde Studie, durchgeführt am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen sowie am Klinikum Karlsburg in Mecklenburg-Vorpommern konnte nun nachweisen, dass der Heilungsprozess diabetischer Fußulzera bei einer Behandlung mit Kaltplasma signifikant beschleunigt werden kann. Bei guter Patientenverträglichkeit.3

An der Studie beteiligt waren außerdem Forscher des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) Greifswald, die gemeinsam mit der Universitätsmedizin Greifswald seit geraumer Zeit daran forschen, wie kranke Menschen von einer Kaltplasmatherapie profitieren können. Sie entwickelten den Plasma-Pen4 und erproben Pflaster, durch die Kaltplasma strömt. Sie testen verschiedene Zusammensetzungen des Gases und beobachten seine Eigenschaften. Auf diese Weise haben die Wissenschaftler des INP gemeinsam mit der Universitätsmedizin Greifswald die positiven Effekte des Kaltplasmas auch für die Krebstherapie entdeckt. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung eines Plasmaendoskops, mit dem Ärzte im Innern des menschlichen Körpers arbeiten können.

Das INP gehört weltweit zu den führenden Forschungsinstituten im Bereich physikalischer Plasmen. Nachfolgend eine interessante Berichterstattung des NDR.

©Plasma-Pen: Wirksame Therapie gegen chronische Wunden, NDR Visite 2020

Mein Fazit

Kaltplasma aktiviert nachweislich die Heilung chronischer Wunden, hat einen breiten antimikrobiellen Effekt – auch gegen resistente Keime -, erhöht die Mikrozirkulation und verbessert die Sauerstoffversorgung. Ein großer Nutzen für die Behandlung chronischer Wunden. Eine schnellere Wundheilung führt, rein gesundheitsökonomisch betrachtet, zu einer Reduktion der Behandlungskosten. Die Behandlung chronischer Wunden kostet das Gesundheitssystem rund 10.000 Euro pro Jahr und Patient. Zahlreiche Amputationen könnten vermieden werden. Von der Behandlung psychischer Belastungen durch Schmerz gar nicht gesprochen. Rein gesundheitsökonomisch betrachtet stelle ich mir da also schon die Frage, warum die Kassen die Kosten für die Behandlung* immer noch nicht übernehmen!

P.S. Die Erkenntnis, dass Kaltplasma auch Krebszellen zum Absterben bringen kann und gesunde Zellen zum Wachstum anregt, ist für mich darüber hinaus ein echter Durchbruch für die Krebsforschung.


Update, 31. August 2021: Der G-BA# hat auf Antrag von neoplas med das Beratungsverfahren über die Erprobung der Kaltplasmabehandlung bei chronischen Wunden aufgenommen und ebnet damit den Weg für die Erprobung der Therapie bei Patienten mit chronischen Wunden, wie zum Beispiel Menschen mit Diabetes. Eingeschlossen sind alle chronischen Wunden der Haut, für die unter Standardbehandlung keine Heilungstendenzen erkennbar sind.  Im Erfolgsfall kann die Aufnahme der Therapie in den GKV-Leistungskatalog als gesetzlich vorgeschriebene Leistung der deutschen Krankenkassen erfolgen. Womit sie erstattungsfähig wird. Ein großer Schritt in die richtige Richtung! (Quelle: www.aerztezeitung.de)


Über die Möglichkeiten des Kaltplasmas in der Therapie chronischer Wunden berichtete ich auf unserem Blog HealthcareHeidi übrigens auch bereits im Oktober 2018 sowie im Dezember 2017.


1 Leibnitz-Institut für Plasmaforschung Greifswald e.V. / https://www.inp-greifswald.de/

2 Prof. Dr. Steffen Emmert, Universitätsmedizin Rostock / https://www.med.uni-rostock.de/

3 https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2768340

4 Der kINPen® MED, ist der erste CE-zertifizierte Atmosphärendruck-Plasmajet, der als Medizinprodukt zur Behandlung von Wunden und erregerbedingten Erkrankungen der Haut zugelassen ist. Vertrieben wird er über das Unternehmen neoplas med, eine Ausgründung des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP), Greifswald.

*ab 10€ pro Sitzung je nach Größe der Wunde und Dauer der Einzelbehandlung

#Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er bestimmt in Form von Richtlinien, welche medizinischen Leistungen die ca. 73 Millionen Versicherten beanspruchen können. 

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