Selfapy – selbst ist der Patient
Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023
Selfapy ist ein von Psychologen begleitetes Online-Selbsthilfeprogramm, das auf wissenschaftlich belegten Methoden basiert.
Heute ist Welttag der Suizidprävention, daher möchte ich in diesem Beitrag Deutschlands erstes durch Psychologen begleitetes Online-Programm Selfapy vorstellen.
Die Idee
In Deutschland leiden ca. 20 Millionen Menschen an einer psychischen Erkrankung wie Burnout, Depression oder Angst. Oftmals müssen Betroffene bis zu sechs Monate auf eine Behandlung warten. Um diese Zeit zu überbrücken wurde Selfapy entwickelt. Bei diesem Selbsthilfeprogramm erhalten Betroffene sofort und anonym Hilfe durch Online-Kurse und wöchentliche Telefonate mit Psychologen.
Selfapy besteht aus 9 Online-Modulen, die das Ziel verfolgen, negative Denkmuster zu erkennen und neue Verhaltensweisen zu erlernen.
Begleitend zu den Online-Kursen stehen Psychologen in wöchentlichen Gesprächen via Chat oder Telefon zur Seite.
Das sagt das Start-up selbst dazu:
„Wir sind ein junges Start-up aus Berlin, dass moderne Technologie, langjährige Klinikerfahrung und therapeutische Ansätze zur Behandlung depressiven Leidens verbindet. Unser Ziel ist es psychische Gesundheit für jeden zugänglich zu machen. Auf unserer Plattform unterstützen wir Sie mit interaktive Übungen, Videos, Illustrationen und einer einfachen, intuitiven Nutzerführung dabei, einen förderlichen Umgang mit Ihrer eigenen Gefühlswelt zu finden.“
Wirkt Selfapy?
Inzwischen haben ja bereits mehrere Studien nachgewiesen, dass internetbasierte und geleitete Selbsthilfe einen Effekt haben, der sogar nachhaltiger sein kann als der einer herkömmlichen Psychotherapie.[1][2]
Aber auch für Selfapy gilt das, was grundsätzlich für jede Therapie gilt:
Der Erfolg hängt maßgeblich von der persönlichen Mitarbeit des Nutzers ab!
Das Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat in einer unabhängigen, 6-wöchigen klinischen Studie die Wirksamkeit des Selfapy Depressionskurses untersucht.[3]
An der Studie haben insgesamt 103 Probanden mit depressiven Störungen teilgenommen, die sich in drei Versuchsgruppen unterteilten:
- eine Warteliste-Kontrollgruppe
- eine Gruppe, die Selfapys Online-Kurs ohne die psychologischen Gespräche nutzte und
- eine Gruppe die das Selfapy Programm erhielt – Online-Kurse in Kombination mit wöchentlichen Psychologen-Gesprächen per Telefon oder Chat.
Verglichen wurde dabei Selfapys durch Psychologen begleitetes Online Programm mit der Warteliste-Kontrollgruppe.
Hierzu wurde vor und nach der Interventionsperiode von 9 Wochen mit Hilfe standardisierter Fragebögen getestet, ob und inwieweit die Nutzung des Selfapy Programms Krankheitssymptome mindert.
Das Ergebnis:
Bei einer äußerst geringen Abbrecherquote von nur sieben Prozent zeigte sich eine signifikante Symptom-Reduktion bei gleichzeitiger Erhöhung des Selbstwertgefühls und einer Minderung von Pessimismus und Interessenverlust.
Wofür ist Selfapy NICHT geeignet?
Das Programm ist nicht für Notfallsituationen geeignet, da das Psychologen-Team nicht 24 Stunden täglich verfügbar ist.
Im Falle akuter Suizidalität bspw. sollte man sich umgehend an die Telefonseelsorge unter der Nummer: 0800 111 0 111, die Deutsche Depressionshilfe, einen Arzt oder den Notruf unter 112 wenden. Dort bekommt man Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen, scheinbar unlösbaren Situationen aufzeigen können.
Update 14. Januar 2021: Selfapy wurde als CE-zertifiziertes Medizinprodukt der Klasse 1 in das DiGA-Verzeichnis beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen. Selfapy ist somit Teil des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG) und wird – nach einer ärztlichen Diagnose – von den gesetzlichen Krankenkassen ohne zusätzliche Kosten übernommen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.
Update 7. Juni 2021: Am vergangenen Donnerstag titelte das Handelsblatt in seinem Digitalnewsletter „Psychotherapie-Apps kommen in die Unternehmen“.
Hintergrund ist, dass in der Coronakrise die Anzahl an Fehltagen aufgrund psychischer Erkrankungen stark angestiegen ist. Um die psychische Mitarbeitergesundheit zu verbessern stellen nun immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern sogenannte Psychotherapie-Apps als Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements zur Verfügung. Diese Entwicklung hat auch die Barmer Ersatzkasse beobachtet. Dort geht man davon aus, dass auch in Zukunft digitale Angebote zur Stressbewältigung und Ressourcenstärkung Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements sein werden.
Das Start-up Selfapy ist ein Anbieter solcher Online-Programme. Dort verzeichnet man seit Beginn der Coronakrise ein deutlich gesteigertes Interesse an Unternehmenskunden.
Bleibt am Ende die Frage: Hype oder Trend? Wenn man dem Handelsblattbeitrag glauben darf, gehen die Meinungen der Fachleute hier auseinander. Fakt ist jedoch: Bereits vor der Coronakrise war es für Menschen mit psychischen Erkrankungen schwierig, zeitnah einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Monatelange Wartezeiten sind üblich. Die Corona-Kontaktbeschränkungen haben die Situation leider nur noch verschärft. Unternehmen können hier sicher einen wesentlichen Beitrag im Rahmen ihres Gesunheitsmanagements leisten, um Stress ihrer Mitarbeitenden zu reduzieren und dabei zu helfen, psychischen Belastungen gelassener zu begegnen.
Den gesamten Beitrag zum Thema Mitarbeitergesundheit lesen Sie im Handelsblatt Inside Digital Health. Oder Sie informieren sich direkt bei Selfapy.
*Werbung – unbezahlt – wegen Namensnennung / Verlinkung*
[1]Schröder J et al. Internet interventions for depression: new developmentsDialogues Clin Neurosci. 2016 Jun; 18(2): 203–212.
[2] Berger T et al. Internet-based treatment of depression: a randomized controlled trial comparing guided with unguided self-help. Cogn Behav Ther. 2011;40(4):251-66.
[3] noch nicht publiziert.