Sturzprävention per App
Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023
Rund 17 Mio. Menschen in Deutschland sind älter als 65. Über 30 Prozent davon stürzen mindestens ein Mal im Jahr, bei den über 80-Jährigen sogar jeder zweite. In 11.702 Fällen enden die Stürze zudem tödlich. Dagegen will das Berliner Startup Lindera mit der SturzApp etwas unternehmen.
Ein folgenschwerer Sturz, wenn er im häuslichen Umfeld passiert, ist in erster Linie für die Betroffenen und deren Angehörige ein dramatisches Ereignis. Sturzprävention ist aber auch für Fachkräfte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen ein höchst relevantes Thema. Und nicht zuletzt haben natürlich auch Krankenkassen an der Prävention von Stürzen ein sehr hohes Interesse, da Stürze jährlich Behandlungskosten in Höhe von rund 2 Mrd. Euro verursachen. Da aufgrund der demografischen Entwicklung Deutschland mehr und mehr zu einem „Land der Alten“ wird, ist davon auszugehen, dass sowohl die Zahl der Stürze als auch die Behandlungskosten künftig weiter steigen werden.
Diesem Trend möchte ein junges Start-Up aus Berlin entgegenwirken. Lindera hat in Zusammenarbeit mit der Berliner Charité eine App zur Sturzprävention entwickelt.
Die SturzApp ist ein Mobilitätstest, der wie folgt funktioniert: Mithilfe einer weiteren Person muss zunächst ein kurzes Video aufgenommen werden, das den Nutzer beim Aufstehen von einem Stuhl sowie beim Laufen zeigt. Im Anschluss muss noch ein Fragebogen zur Wohnsituation, der aktuellen Medikation, zur Persönlichkeit und Wahrnehmung ausgefüllt werden. Anhand dieser Daten errechnet ein Algorithmus das jeweilige Sturzrisiko. Und die App schlägt dem Nutzer individuell auf sein Risikoprofil angepasste Maßnahmen zur Sturzprävention vor. Das können zum Beispiel das Anbringen von Haltegriffen und bewegungsgesteuerter Beleuchtung in der Wohnung sein, genauso wie Übungen, die helfen sollen, Stürze besser auffangen zu können. Außerdem ist es möglich, das Ergebnis des Mobilitätstests direkt mit dem Arzt oder der Pflegkraft zu teilen.
Wie einfach der Mobilitätstest durchzuführen ist, zeigt dieses Video:
Die SturzApp war bereits bei der AOK Nordost im Einsatz, wo sie erfolgreich im (Pflege-)Alltag erprobt und weiterentwickelt wurde. Auch für weitere Pilotprojekte sei man offen, so Lindera Gründerin und CEO Diana Heinrichs. Man wolle sich schließlich in Deutschland auf dem Healthcaremarkt etablieren. Ihr Motto dabei:
„Prävention heißt vom Stuhl aufstehen und loslaufen – so wie es die Geriatrie seit Jahrzehnten erprobt hat.“, so Diana Heinrichs, Gründerin und CEO von Lindera.
Mein Fazit:
Zwar steht die SturzApp noch am Anfang, dennoch verspricht sie schon jetzt zahlreiche Vorteile sowohl für Patienten, Ärzte und Pfleger als auch für die Krankenkassen. Im besten Fall senkt sie nicht nur das Sturzrisiko, sondern auch den Pflegeaufwand und folgend auch die Behandlungskosten. Wie wirksam die App tatsächlich ist, wird sich in Studien zeigen. Falls sie hält, was sie verspricht, ist dem Lindera Team der Erfolg sicher. Wir drücken auf alle Fälle die Daumen.
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Update, 01. Juni 2021 Interessierten an Lindera sei der Podcast Visionäre Gesundheit vom 3. Februar 2021 mit Diana Heinrichs, CEO und Gründerin der SturzApp Lindera, empfohlen. Im Gespräch erzählt sie von den zähen Anfangsjahren der Gründung, ihrer Vision und ihrem Wunsch ein Tech-Unternehmen im Bereich der Pflege aufzubauen, das über Deutschland hinaus international Anerkennung finden wird.