Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

*Werbung – unbezahlt – wegen Namensnennung / Verlinkung*

Wenn Menschen aufgrund einer Schädigung im Gehirn ihre Gliedmaßen nicht mehr richtig einsetzen können, schränkt das die Lebensqualität massiv ein. Das Start-up mit dem, wie ich finde, genialen Namen CUREosity nutzt VR-Brillen, die Patienten mit neurologischen Beeinträchtigungen beim Neuroplastizitätstraining in der Therapie unterstützen sollen. Wie genau, darüber berichten wir heute.


Zentralnervöse Schädigungen – Ursachen & Folgen

Zum zentralen Nervensystem (ZNS) zählt man Gehirn und Rückenmark. Verschiedene Krankheiten können das ZNS angreifen. Dazu gehören die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose wie auch Alzheimer und Parkinson. Aber auch ein Schlaganfall kann das Gehirn schädigen. Daraus können ganz unterschiedliche Störungen resultieren, je nachdem, welcher Teil des Gehirns von der Schädigung betroffen ist. Am bekanntesten sind sicherlich Lähmungen. Aber es kann auch zu Sprach- und Sehstörungen sowie zu Muskelverkrampfungen (Spastiken) kommen. Wenn Spastik oder Lähmung die obere Extremität betrifft, dann können die betroffenen Menschen ganz alltägliche Dinge wie Zähneputzen oder ein Glas zum Mund führen, nicht mehr selbständig verrichten. Das sind massive Einschränkungen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Zusätzlich ist oft bei ZNS-Erkrankungen auch oder wie beim Alzheimer sogar primär die Kognition beeinträchtigt.

Stichwort „Neuroplastizitätstraining“

Früher ging man davon aus, dass Schädigungen im zentralen Nervensystem im Gegensatz zum peripheren Nervensystem irreversibel sind. Das stimmt so kategorisch glücklicherweise nicht. Unser Gehirn verfügt nämlich über die Fähigkeit sich selbst zu regenerieren und neu zu strukturieren. Man nennt das Neuroplastizität oder auch Gehirnplastizität. Diese Fähigkeit des Nervensystems ermöglicht es dem Gehirn, sich nach einer Störung oder Verletzung wieder zu erholen. Durch ein hochfrequentes Neuroplastizitätstraining können sich neue Wege im Gehirn bahnen. Dadurch wird es möglich, dass gewisse Funktionen wiederkehren.

Wie funktioniert nun die Technologie von CUREosity?

Hierbei handelt es sich um die Kombination einer VR-Brille mit einer speziellen Software, die zur Unterstützung der Therapie neurologischer Beeinträchtigungen eingesetzt wird. Mit diesem System können Patient*innen beispielsweise virtuell Bälle fangen, eine Figur mit nur einer Kopfbewegung durch eine Bahn steuern, digitale Blumen pflücken oder ihre Aufmerksamkeit trainieren.

©CUREOSITY GmbH

„Patienten sollen spielerisch lernen, sich besser zu bewegen oder besser zu begreifen“, sagt Marco Faulhammer, einer von drei Gründern der CUREosity GmbH. „Indem sie virtuell eine Bewegung immer und immer wieder ausführen, erlernt das Gehirn verloren gegangene Fähigkeiten neu.“

 

Die Übertragung der Daten erfolgt kabellos. Der Therapeut hat Zugriff auf die Daten in Echtzeit. So kann er den Fortschritt in der Therapie genau verfolgen und diese auch entsprechend anpassen, sogar ohne dass dafür seine physische Anwesenheit erforderlich ist. Das System ist modular aufgebaut, so dass – immer orientiert am individuellen Fortschritt des Patienten – genau das richtige Maß an Forderung und Förderung angeboten werden kann.

Das hat zwei entscheidende Vorteile:

  1. Zeitersparnis für Therapeuten
  2. Dauerhafte Motivation der Patienten

Im Gespräch mit Herrn Faulhammer erfahre ich noch, dass CUREosity mobile, wie das Produkt heißen wird, auch Gruppentherapie-tauglich ist. Das verdeutlicht in Anbetracht des bestehenden Therapeutenmangels den großen Nutzen einer solchen Lösung zusätzlich.

Das Gerät kann grundsätzlich auch remote, d. h. im häusliche Umfeld des Patienten, genutzt werden. Denn außer der VR-Brille ist dann nur noch WLAN notwendig. Im ersten Schritt ist allerdings geplant, dass CUREosity mobile in der Klinik und dort am besten im Rahmen der Frührehabilitation eingesetzt wird.

Mein Fazit

Die so genannten Serious Games machen aktuell innerhalb der Games noch einen geringen Teil aus, aber es wird ihnen ein enormes Wachstum prophezeit. Meiner Meinung nach völlig zu Recht. Denn wer spielerisch trainiert oder lernt, macht das mit viel mehr Freude und größerer Motivation. Mehr Spaß bei der Therapie erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten ihre Übungen über einen längeren Zeitraum regelmäßig ausführen. Ansonsten gewinnt erfahrungsgemäß doch nach einer gewissen Zeit der berühmte „innere Schweinehund“…

Um die „Seriosität“ dieser Lösung zu untermauern, sind die VR-Brillen zum Neuroplastizitätstraining seit 2018 in der Meerbuscher St.-Mauritius-Therapieklinik im Einsatz. Wie groß der medizinische Nutzen tatsächlich ist, wird gerade in einer aktuell noch laufenden Studie untersucht. Wenn alles rund läuft, wird die Technologie von CUREosity Anfang des kommenden Jahres auf den Markt kommen. Dabei strebt CUREosity eine Zulassung als Medizinprodukt der Klasse 1 an. Wir bleiben gespannt.

Übrigens habe ich hier schon öfter über den Einsatz von VR in der Medizin berichtet, so zum Beispiel hier.

Share