Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

Die Kombination zweier spannender Methoden aus der Neurotechnik kann Schlaganfall-Patienten helfen, ihre gelähmte Hand wieder einzusetzen.

Schlaganfall - Biltz im Kopf
©Pixabay

Der Schlaganfall ist laut der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft die häufigste Ursache erworbener Behinderung im Erwachsenenalter. Ein Schlaganfall verursacht bei vielen Patienten bleibende Einschränkungen im Alltag. Das Ausmaß der Behinderung richtet sich dabei nach der Schwere der Hirnschädigung. Die Art der Einschränkung hängt davon ab, in welchem Teil des Gehirns der Schlaganfall aufgetreten ist. Häufig ist nach einem Schlaganfall die Funktionsfähigkeit einer Hand beeinträchtigt.

Aber:

Das Potenzial zur Neuro-Rehabilitation ist grundsätzlich hoch. Nicht invasive neuromodulatorische Verfahren, die begleitend zu Standardtherapieverfahren eingesetzt werden und die Funktionserholung verbessern, gewinnen dabei immer mehr Bedeutung wie einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zu entnehmen ist.

Zwei interessante, nicht invasive Methoden haben nun Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Tübingen (UKT) miteinander kombiniert:

1. Einen Neuroroboter
Dabei kann mit einem Brain-Machine-Interface, also einer Gehirn-Maschine-Schnittstelle, eine gelähmte Hand – gesteuert durch Hirnsignale – geöffnet und geschlossen werden. Wichtig dabei ist allerdings, dass sich der Patient die Bewegung, die er ausführen möchte, vorstellen muss!

2. Die Transkranielle Magnetstimulation (TMS)
Dabei werden mithilfe von Magnetfeldern jeweils die Bereiche des Gehirns stimuliert, die für die gewünschte Bewegung zuständig sind.

Die Forscher haben in früheren Tests bereits festgestellt, dass beide Methoden einzeln angewendet schon effektiv sind. Daher erwarteten sie nun, dass die Kombination dieser beiden Methoden noch effektiver ist. Denn dadurch könnten auch bisher ungenutzte Nervenbahnen vom Gehirn zur Hand aktiviert werden. Erste Tests haben das auch schon gezeigt. Wichtig aber auch hierbei: Die Probanden müssen sich die entsprechende Handbewegung im Kopf vorstellen, damit’s funktioniert.

Was ist Neurotechnik eigentlich?

Die Neurotechnik ist noch eine relativ junge Forschungsdisziplin, die Ingenieurs-Methoden nutzt, um die Funktion des Nervensystems zu erforschen und dieses zu unterstützen. Es handelt sich hierbei um einen stark interdisziplinären Forschungsbereich, bei dem sich Methoden aus der klinischen Neurologie / Neurochirurgie ebenso wie aus den theoretischen Neurowissenschaften und der experimentellen Neurophysiologie, Elektrotechnik, Signalverarbeitung, Automatisierungstechnik, Informatik, Mikrosystemtechnik und Nanotechnik vereinen.

Mein Fazit

Die Lähmung eines Armes oder einer Hand ist eine sehr häufige Folge nach einem Schlaganfall. Der Bedarf an wirksamen Therapien für Menschen, bei denen klassische Rehamaßnahmen nicht zu einer ausreichenden Funktionserholung führen, ist daher groß. Wenn neue Therapieansätze dann auch noch nicht invasiv sind, wie die beiden hier vorgestellten, dann ist das für die Betroffenen eine wertvolle Ergänzung. Wir sind gespannt, welche Ergebnisse die angekündigte größere Studie, die im „Ländle“ am Universitätsklinikum Tübingen zur Wirksamkeit dieser neuen Therapieform durchgeführt wird, liefert.

Übrigens: In einem früheren Artikel habe ich mich schon einmal mit einer innovativen Lösung bei Arm- und Handlähmung nach Schlaganfall beschäftigt. Und meine Kollegin Elke hat kürzlich in diesem Blog die Roboterhand für Gelähmte vorgestellt.

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