Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

HIV-Patienten müssen täglich einen ganzen Pillen-Cocktail schlucken, um den Ausbruch von AIDS zu verhindern. Eine außerordentliche Therapielast, die die Betroffenen zu tragen haben. Von der damit verbundenen Adhärenz-Problematik ganz zu schweigen. Eine Pillenbox zum Schlucken könnte Abhilfe schaffen.

Die Idee hinter der Pillenbox
Illustration von mehreren Tabletten und Kapseln
©Pixabay

„Nur noch eine einzige Tablette in der Woche statt mehrerer Tabletten an einem Tag“, lautet das Ziel der Forscher bei der Entwicklung dieses genialen Therapiesystems, das auf den ersten Blick wie eine ganz normale Medikamenten-Kapsel aussieht. Das Besondere daran: Sobald die Kapsel den Magen erreicht hat, löst sie sich auf und entfaltet sich zu einem sechsarmigen sternförmigen Polymergerüst. Aufgrund seiner Sperrigkeit wird der Weitertransport in den Dünndarm verhindert.

Im Magen gibt das System dann im Verlauf von sieben Tagen kontinuierlich seine Wirkstoffe ab. Sind die Wirkstoffdepots verbraucht, löst sich das System auf, die Reste werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Das Video verdeutlicht das Prinzip.

Die US-Forscher um Dr. Giovanni Traverso vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben das System zunächst an Schweinen getestet. Die sechs Arme des Sterns waren dabei mit Dolutegravir, Cabotegravir und Rilpivirin beladen. Der Test zeigte, dass das Sytem funktioniert. Im Blut der Schweine wurden ausreichende Wirkstoffkonzentrationen nachgewiesen.

Die Forscher schätzen, dass sich durch eine wöchentliche Dosierung der Medikamente die Effizienz der HIV-Therapie um 20 Prozent verbessern lässt. Gemäß einem Computermodell der HIV-Transmissionsrate in Südafrika, ließen sich damit dort in den nächsten 20 Jahren 200.000 bis 800.000 Infektionen verhindern. Auch der Einsatz in der Präexpositions-Prophylaxe, um Menschen mit erhöhtem Risiko vor einer Infektion zu schützen, ist denkbar.

Jeder der sechs Arme kann übrigens mit unterschiedlichen Medikamenten beladen werden. Daher könnte dieses Therapiesystem grundsätzlich auch für andere Indikationen hilfreich sein, bei denen Patienten mehrere Medikamente täglich zu sich nehmen müssen.

Mein Fazit

Die Idee ist so einfach wie genial! Wir kennen zwar bereits zahlreiche Methoden, die zur retardierten Freisetzung von Wirkstoffen eingesetzt werden. Aber dieser Ansatz ist wirklich ein Novum. Wenn er nicht nur bei Schweinen sondern auch bei Menschen funktioniert – und darauf deutet vieles hin – wäre das ein Segen für alle, die eine Multimedikation als Dauertherapie benötigen.

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