Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

Adhärenz ist nicht nur im medikamentösen sondern auch im physikalischen Therapiebereich eine Riesen-Thema. Gamifikation könnte ein Ansatz sein, um die Motivation bei Reha-Patienten über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten.Wer kennt das nicht?

Der Geist ist willig und weiß sehr wohl um den präventiven oder therapeutischen Nutzen eines konsequenten Trainings. Erfahrungsgemäß reicht die Ratio alleine aber nicht aus, um den inneren Schweinehund zu überwinden und regelmäßig an Übungen dran zu bleiben, die einem eher lästige Pflicht denn ein Vergnügen sind.

Das gilt auch für die medizinische Rehabilitation. So lange der Therapeut zugegen ist, ist man fleißig dabei. Kaum ist man zuhause schwindet die Motivation oft sehr schnell. Dabei setzt motorisches Lernen – wie in der Situation einer Armlähmung nach einem Schlaganfall – häufiges Wiederholen von einzelnen Übungen voraus. Oftmals wird ein (werk)tägliches Trainieren erforderlich sein, wenn funktionelle Verbesserungen erreicht werden sollen.

Innovative Tools, die therapeutische Übungen mit Spielmechaniken verknüpfen, könnten hier einen interessanten Lösungsansatz liefern. Denn Spielen ist eine sehr effektive Methode zur Motivationssteigerung: Wer spielt, hat Spaß, kann gewinnen, kann verlieren, kann etwas fühlen. Und wer spielerisch ein positives Gefühl zu sich stetig wiederholenden, monotonen Aktivitäten entwickelt, dem fällt es wesentlich leichter, sie zu einer täglichen Routine zu machen.

Und genau hier setzt der smarte Reha-Handschuh RAPAEL Smart Glove mit seinem gamifizierten Biofeedback-System an, das das südkoreanische Unternehmen Neofect zur Rehabilitation der Unterarm- und Handfunktion von Schlaganfallpatienten entwickelt hat.

So funktioniert RAPAEL:

Der RAPAEL Smart Glove ist ein Exoskelett für die Hand vollgepackt mit Sensoren, die die Bewegungen der Finger und des Handgelenks messen. Die Patienten führen damit bestimmte therapeutische Übungen wie das Strecken oder Beugen der Finger aus – immer mit dem Ziel, damit auch einfache Aufgaben zu lösen. Wenn sie bspw. durch das Beugen der Finger virtuell eine Orange auspressen, dann sehen sie parallel auf einem Bildschirm, dass der Saft aus der Orange auch tatsächlich in ein Glas fließt – vorausgesetzt, die Übung wurde richtig ausgeführt.

Über einen lernenden Algorithmus analysiert das System kontinuierlich die Fähigkeiten der Patienten und passt die Aufgaben entsprechend an. So sollen Herausforderung und Motivation laufend optimiert werden.

Das Video zeigt den RAPAEL Smart Glove in Aktion:

Die RAPAEL-Methode hat einer Studie mit Schlaganfall-Patienten, die im Journal of NeuroEngineering and Rehabilitation publiziert wurde, zufolge wohl auch gezeigt, dass sie im Vergleich zu einer konventionellen Rehabilitation effektiver sein kann (https://doi.org/10.1186/s12984-016-0125-x).

Unser Fazit:

Dr. Soobin Lee von Neofect hat uns den Smart Glove persönlich vorgestellt. Natürlich haben wir ihn auch gleich getestet und wir waren uns einig: So macht Training wirklich richtig viel Spaß! Es gibt inzwischen fast 50 Games, mit denen man trainieren kann, so dass es bestimmt so schnell nicht langweilig wird.

Sooben Lee bei uns in Stuttgart.

Das Anwendungspotenzial für den smarten Handschuh in Therapie und Rehabilitation ist nach meiner Einschätzung enorm, und geht über die Anwendung bei Schlaganfallpatienten, bei denen die bestmögliche Wiederherstellung ihrer Handfunktion im Vordergrund steht, weit hinaus. Vielmehr sehen wir auch einen großen Nutzen für Patienten mit chronischen, potenziell progredienten Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis oder Multiple Sklerose. Hier geht es vor allem darum, dem schleichenden Funktionsverlust vorzubeugen und die motorischen Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten. Und auch dafür ist regelmäßiges Trainieren essentiell.  Daher sind wir überzeugt, dass richtig konzipierte interaktive Spiele und Trainingstools, die die Nutzer langfristig motivieren, künftig auf alle Fälle eine äußerst wertvolle Ergänzung zu konventionellen Therapiekonzepten sein werden.

Der Smart Glove im Live-Test.

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