Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

Mit Magnetstäben haben Ärzte der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München einer jungen Frau geholfen, die an starker Hyperlordose (im Volksmund „Hohlkreuz“) litt. Diese verursachte ihr im Laufe der letzten Jahre immer stärkere Schmerzen, so dass sie zum Schluss kaum mehr in der Lage war, zu sitzen.

Ursache der Hyperlordose ist eine frühkindliche Zerebralparese. Die Folge ist eine Spastik, das heißt, die Muskulatur der Betroffenen verkrampft sich häufig und unwillkürlich. Ein Beispiel: Das Gehirn gibt der Hand das Kommando, die Handmuskeln zusammen zu ziehen. Dies geschieht auch. Nur erfolgt die Rückmeldung an das Gehirn nicht. Das Gehirn sendet daher die Information „Handmuskeln zusammen ziehen“ immer weiter. Die Hand lässt sich nicht willkürlich steuern, krampft und kann nicht mehr bewusst gelöst werden.

Dauerhafte Schädigung

Halten unwillkürliche Verkrampfungen über lange Zeit an, sind dauerhafte Schädigungen möglich. Knochen verformen sich, Knorpel überdehnen, Sehnen verkürzen.

So geschehen bei der 28-jährigen Patientin. Gegen die zunehmende Wirbelsäulenverkrümmung halfen weder ein Stützkorsett noch Injektionen mit Botulinumtoxin. Die Wirbelsäule war bereits so weit nach vorne durchgebogen, dass sie Magen, Dünndarm und Bauchgefäße gegen die vordere Bauchwand drückte. Der Lordosewinkel betrug 160°! Sitzen war unter diesen Umständen kaum mehr möglich.

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©Pixabay
Idee aus der Pädiatrie

Weil konventionelle chirurgische Methoden nur wenig Aussicht auf Erfolg versprachen, entschieden sich die orthopädischen Chirurgen um Dr. Christof Birkenmeier für ein Verfahren, das in erster Linie in der pädiatrischen Wirbelsäulenchirurgie angewendet wird: den magnetischen Wirbelsäulenstab. Dieser wird normalerweise Kindern implantiert, die an Skoliose leiden. So kann während des Wachstums ein Fortschreiten der Wirbelsäulenverkrümmung verhindert werden.

Das System besteht neben dem Stab (der einen kleinen Magneten enthält) aus Fixationsteilen, mit denen der Stab an der Wirbelsäule befestigt wird, sowie einer Fernsteuerung. Mit dieser wird der Stab von außen durch Drehen des kleinen Magneten verlängert oder verkürzt.

Zwei Magnetstäbe kamen zum Einsatz

Bei der 28-Jährigen wurden zwei Magnetstäbe verwendet, so dass mehrere Eingriffe erforderlich waren. Bereits nach dem ersten Eingriff, bei dem das System implantiert wurde, gelang es, den Lordosewinkel auf fast 90° zu verkleinern. In den folgenden drei Monaten wurden die Stäbe sechsmal über die Fernsteuerung verlängert. So erreichte man eine Verlängerung um 16 mm auf der rechten und um 12 mm auf der linken Seite.

Nach weiteren Distraktionen (Auseinanderziehen von Körperstrukturen durch mechanische Einwirkung von außen) und eines operativen Eingriffs zum Aufrichten der Hüftgelenke, der zwischenzeitlich erforderlich geworden war, war schließlich ein Lordosewinkel von 66° erreicht. Danach wurde noch die Brustwirbelsäule von T9 bis zum Becken verbunden (fusioniert).

Ergebnis

In den darauffolgenden zwei Jahren nahm auch die konvexe Krümmung der Brustwirbelsäule (Kyphose) ab. Die Korrektur an der Lendenwirbelsäule blieb stabil.

Deutlicher Nutzen für die Patientin

Dank des Eingriffs kann die Patientin heute wieder ohne Beeinträchtigung sitzen. Die Schmerzen im Bauchraum sind komplett verschwunden. In begrenztem Maße ist sogar Stehen und – mithilfe einer Gehhilfe – Gehen möglich.

Mein Fazit

Die Fachärzte der LMU München haben hier großartiges geleistet. Sicher teuer und zeitintensiv. Aber was es für das Leben und die Lebensqualität der Patienten bedeutet, ist in Euro nicht messbar.

 

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