Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

Zu den Basismaßnahmen in der Thromboseprophylaxe zählen gemäß den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phebologie u. a. Bewegungsübungen, wie beispielsweise die Muskelpumpe. Allerdings steht es bei solchen Übungen mit der Therapietreue bekanntlich nicht zum Besten, weil sie schnell langweilig werden. Die Gamifizierung der Übungen bietet hier einen vielversprechenden Ansatz. Es ist eine ganz simple Übung, um die Muskelpumpe – auch Muskel-Venen-Pumpe genannt – und damit den Blutfluss in den Beinen anzuregen. Man muss dazu nur die Füße auf- und abwärts bewegen. Das Problem daran ist nur, dass man die Übung häufig wiederholen muss, wenn sie auch wirkungsvoll sein soll. Und genau da hapert es.

Person testet jumpBall
jumpBall im Test © Daniel Steffen

Das mobile Exergame jumpBall, das Daniel Steffen von der Arbeitsgruppe wearHEALTH der Technischen Universität in Kaiserslautern entwickelt hat, setzt genau hier an; weil es den Nutzer bei der Durchführung der Muskelpumpe unterstützt und motiviert.

So funktioniert die Thromboseprophylaxe mit jumpBall

Man braucht ein Smartphone oder einen Tablet PC, auf dem das Spiel läuft. Außerdem Sensoren, die mit einem Klettband an den Füßen befestigt werden. Diese drahlosen Sensoren erfassen die Fußbewegungen und ermöglichen so die Interaktion mit dem Spiel. Dabei wird mit den Fußbewegungen das Hüpfen eines Balls gesteuert.

Screeshot des jumpBall Spiels zur Thromboseprophylaxe
Screeshot jumpBall © Daniel Steffen

Macht man die Muskelpumpe mit dem linken Fuß, hüpft der Ball einen Baumstamm weiter. Macht man die Übung mit dem rechten Fuß, dann hüpft der Ball bis zum übernächsten Baumstamm.
Für Motivation sorgen Bonuselemente wie virtuelle Sammelgegenstände und Gegner, wie z. B. kleine Monster, die man überspringen muss.
Von Level zu Level werden neue Spielinhalte hinzugefügt, um den Spieler bei Laune zu halten.

In diesem Video kann man sehen, wie der Prototyp zur Thromboseprophylaxe funktioniert:

jumpBall kann sowohl im stationären als auch im post-stationären Bereich zur Thromboseprophylaxe eingesetzt werden.

Anhand einer experimentellen Benutzerstudie mit Studierenden und Angestellten (n=40) konnte bereits gezeigt werden, dass sich durch den Einsatz von jumpBall die Wiederholungshäufigkeit der Muskelpumpe und die Übungsdauer im Vergleich zu einer Kontrollversion der App, bei der die Anzahl der Wiederholungen ohne spielerische Einbettung lediglich gezählt wird, signifikant steigern lässt.

Screenshot der Kontrollversion zur Thromboseprophylaxe
Screeshot Kontrollversion der App © Daniel Steffen

Mein Fazit

Wir beschäftigen uns in der Agentur auch schon länger mit dem mega-spannenden Thema Gamifikation im medizinischen Umfeld.

Und wir sind überzeugt:
Richtig konzipiert können interaktive Spiele und Trainingstools, die speziell für den Einsatz im Gesundheitsbereich entwickelt werden, eine äußerst wertvolle Ergänzung zu konventionellen Therapiekonzepten sein. Vorausgesetzt, sie sind genau auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt. Dafür benötigt man einerseits die Insights der Patienten, andererseits aber auch ein spezielles Verständnis der Erkrankung und ihrer Behandlung. Mit anderen Worten: Medizin- und Interactive-Experten.

„Das Anwendungspotenzial für Theragames, wie wir Exergames in einem medizinischen Kontext nennen, in Therapie und Rehabilitation ist groß. Man denke beispielweise an Schlaganfall- oder Rheuma-Patienten, die ihre motorischen Fähigkeiten trainieren wollen. Oder auch Patienten mit Multiple Sklerose“, sagt unsere Ärztin Heidi Funk.

Noch konnten wir jumpBall zur Thromboseprophylaxe nicht selbst testen, da das Spiel erst als Prototyp exisitert.
Aber wir sind schon gespannt auf die Ergebnisse der Langzeitstudien. Darin wollen die Forscher nämlich nun als nächstes untersuchen, wie ältere Patienten mit der Technik zurechtkommen und inwieweit diese spielerischen Ansätze für weitere Bewegungsübungen im Reha-Bereich genutzt werden können.

Wir bleiben dran!

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