Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

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Die diabetische Polyneuropathie macht Fußsohlen für Reize unempfindlich. Unbemerkte Druckstellen an der Fußsohle sind bei Menschen mit Diabetes äußerst riskant. Sie begünstigen die Entstehung eines diabetischen Fußgeschwürs. Eine intelligente Schuheinlage namens Orpyx kann hier künftig einen wertvollen Beitrag zur Ulkus-Prävention leisten.

Schon zum Zeitpunkt der Erstdiagnose Diabetes liegt bei 12% der Betroffenen einen diabetische Polyneuropathie (dPNP) vor! In der Folgezeit steigt die Zahl linear mit der Diabetesdauer bis auf 50 Prozent nach 25 Jahren an.[1] Bei der dPNP werden durch die veränderte Stoffwechsellage die peripheren Nerven angegriffen. In der Folge kommt es oft zum Verlust von Tast-, Vibrations- und Temperatursensibilität. Die Betroffenen spüren einfach nicht mehr, wenn was drückt oder ein Stein im Schuh ist. Regelmäßige Entlastung der Fußsohlen könnte helfen, Fußgeschwüre zu verhindern.

Eine intelligente Innovation namens Orpyx

Orpyx sind Schuheinlagen mit integrierten Sensoren. Sie messen kontinuierlich den Druck auf die Fußsohle, die Temperatur und die Bewegung. Ein Transmitter sendet die Informationen an eine Smartwatch. Ist der Druck über längere Zeit zu groß, reagiert die Uhr mit einem audiovisuellen Alarm. Zeitgleich motiviert sie ihren Träger, die entsprechende Stelle am Fuß gezielt zu entlasten.

Eine randomisierte Studie untersucht, ob diese Innovation Menschen mit einer dPNP vor einem Fußgeschwür bewahren kann. Die Ergebnisse wurden im Lancet Digital Health publiziert.

Bei den Studienteilnehmern handelte es sich um Menschen mit bekannter dPNP. Alle hatten kürzlich schon einmal ein diabetisches (inzwischen abgeheiltes) Fußgeschwür. 58 Teilnehmer trugen die Einlagen mit je acht Sensoren 18 Monate lang in ihren Schuhen. Alle Teilnehmer trugen im Studienzeitraum auch die drahtlos mit dem System verbundene Smartwatch. Diese war allerdings nur bei den 32 Teilnehmern der Interventionsgruppe aktiv. Nur sie erhielten demnach bei längerfristigem Überschreiten des Schwellenwerts von 35 mmHg ein entsprechendes Signal. Und auch nur sie hat die Smartwatch aufgefordert, umherzugehen, sich hinzusetzen und den Fuß zu entlasten oder den Schuh auf Fremdkörper zu untersuchen. Die Messungen erfolgten in der Studie kontinuierlich mit einer Frequenz von 8 Hertz.

Der primäre Endpunkt war ein Rezidiv (das Wiederauftreten) eines Fußgeschwürs.

Das Ergebnis der Studie

Das Tragen der aktiven intelligenten Orpyx Schuheinlagen war mit einer Reduktion des Auftretens von Fußulzera um relative 71 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe verbunden. Wurden die Einlagen länger als viereinhalb Stunden pro Tag getragen, ließ sich die Reduktion auf 86% steigern.

Die Stärke des getesteten Systems Orpyx

Interessant an der Studie war, dass der Alarm – nach Berichten der Teilnehmer – vor allem dann anging, wenn sich die Teilnehmer in einer statischen Position befanden. Bisher war man nämlich davon ausgegangen, dass vor allem ein anhaltend hoher Druck bei normalem Gang ein Risikofaktor für ein diabetisches Fußgeschwür sei. Das System misst aber gar keine isolierten, hohen Drücke. Nur anhaltend leicht erhöhte Drücke lösen den Alarm aus. Und eben solche leicht erhöhten Drücke kommen ja bei ganz alltäglichen Situationen vor: im Sitzen, im Stehen oder beim Autofahren.

Mein Fazit

In Anbetracht der vielen Amputation und auch der damit verbunden Kosten ist so eine Lösung eine absolut sinnvolle Entwicklung. In Anbetracht der rund 6 Millionen Diabetiker allein in Deutschland ist die Zahl der Patienten, die Orpyx bisher unter kontrollierten Bedingungen getestet hat, noch sehr gering.

Wann diese Schuheinlagen verfügbar sein werden, ist uns nicht bekannt. Und natürlich forschen in Anbetracht der Tragweite für das Gesundheitssystem auch andere an einer Lösung. Interessant ist auch das Projekt „iFoot“ des Competence Center eHealth am Fachbereich Gesundheitswesen der Hochschule Niederrhein an. Hier forscht man an einem intelligenten Verband, der mit Sensoren ausgestattet ist, die Daten zu Druck, Temperatur, Feuchtigkeit und pH-Wert am Fuß per App aufs Handy melden.

Wenn dich das Thema diabetische Fußulzera interessiert: Meine Kollegin Elke hat dazu auch einen interessanten Beitrag geschrieben.

[1] https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/erkrankungsformen/folgeerkrankungen/diabetes-und-nerven/index.html

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