Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

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Die Computertechnologie macht es seit Jahren bereits möglich, dass Menschen, die z. B. durch Krankheit ihrer Stimme beraubt wurden, wieder sprechen und sich damit ihrem Umfeld mitteilen können. Ein wichtiger Schritt raus aus der gesellschaftlichen Isolation. Das Project Revoice geht nun noch einen Schritt weiter: die internationale Initiative will Menschen mit ALS helfen, wieder mit ihrer eigenen Stimme zu sprechen – nicht mit einer Computerstimme.

ALS – Amyotrophe Lateralsklerose

ALS ist eine neurodegenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Nervenzellen, die für die Muskelbewegungen verantwortlich sind, werden fortschreitend und für immer geschädigt. Die Erkrankung geht von einem bestimmten Körperteil aus und ergreift in ihrem Verlauf die gesamte Körpermuskulatur. Inklusive der Zungen- und Schlundmuskulatur, der Kehlkopfmuskulatur und der Atemmuskulatur. Egal wie sehr man sich anstrengt, die Bewegung an Armen und Beinen, das Sprechen und eigenständige Atmen und Schlucken ist irgendwann nicht mehr möglich. Das Gehirn mag zwar die Befehle senden, die geschädigten Nervenzellen können sie aber nicht mehr an die Muskulatur weitergeben. ALS ist nicht heilbar, ihr Verlauf nicht vorhersehbar, die Pathogenese bislang ungeklärt. Die durchschnittliche Lebensdauer nach Diagnosestellung beträgt drei bis fünf Jahre.

Project Revoice ALS

Einer der bekanntesten Betroffenen ist wohl, neben Stephen Hawking, der Mitbegründer der Icebucket Challenge, Pat Quinn. 2014, bereits selbst an ALS erkrankt, war sein Ziel mit der Icebucket Challenge, das Bewusstsein für diese recht unbekannte Krankheit zu wecken und Betroffenen eine Stimme zu geben. Drei Jahre später hat er seine Eigene verloren. Project Revoice hat sie ihm zurückgegeben.

Digitaler Voice-Klon

Künstliche Intelligenz und moderne Sprachtechnologie machen es möglich. Die Einzigartigkeit jeder Stimme wird synthetisiert und vollständig als digitaler Sprachklon neu erstellt. Dynamisch, nicht monoton, im Klang 1:1 die eigene Stimme. Alles, was dazu benötigt wird, ist eine hochwertige Sprachaufnahme. Als Projektpartner hat Project Revoice das kanadische Start-Up Lyrebird an Bord geholt. Die Kanadier haben eine Software entwickelt, die in wenigen Minuten lernt, die eigene Stimme zu imitieren. Dazu benötigt werden mindestens 30 von der jeweiligen Person gesprochene Sätze. Je mehr, desto besser wird die Sprachqualität. Ein neuronales Netzwerk macht daraus dann eine Art Schlüssel, der die „DNA“ der eigenen Stimme enthält. In einen Computer eingegebene Texte werden so dann mit der eigenen Stimme gesprochen. Das nachfolgende Video von Pat Quinn veranschaulicht sehr emotional, was es bedeutet die eigene Stimme wieder zu hören. Aber auch, was es bedeutet, an ALS erkrankt zu sein:

Mein Fazit

Die Stimme ist ein einzigartiger Teil von uns selbst. Und das Projekt vom Ansatz her fantastisch. Leider gibt es aber noch ein „aber“. Denn: Project Revoice ist noch in der Entwicklungsphase, weshalb die Software aktuell nur in englischer Sprache funktioniert. Auch ist nicht jede Stimme geeignet. Dennoch: es ist eine tolle Innovation und es wird sicher dem einen und anderen Betroffenen zumindest für eine gewisse Zeit die Möglichkeit geben, mit seinem Umfeld weiter zu kommunizieren. Mit der Einzigartigkeit der eigenen Stimme. Bleibt also zu hoffen, dass die Entwicklung weiter geht, die Gelder dafür da sind oder bereitgestellt werden. Denn: von Project Revoice können nicht nur ALS-Patienten profitieren. Auch z. B. Menschen mit spinaler Muskelatrophie – einer chronischen Krankheit, die bewegungs- und sprechunfähig macht – könnten so mit ihrer eigenen Stimme wieder sprechen. http://www.alsa.org/
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