Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

Mit dem Hand-Exoskelett hat ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung der Universität Tübingen eine Roboterhand entwickelt, die gelähmten Menschen hilft, selbstständig zu essen und zu trinken.

Mit dem Exosuit haben wir in unserem Blog bereits im Juli 2017 ein Exoskelett vorgestellt, das Schlaganfallpatienten mit Hemiparese hilft, ein halbwegs normales Gangbild zu erlangen.

Heute stellen wir euch die Roboter-Hand für Gelähmte, das Hand-Exoskelett, vor.

Die Roboterhand wird an gelähmten Gliedmaßen befestigt und über Augenbewegung und Hirnströme gesteuert. Genau läuft das so: unsere Gedanken erzeugen elektrische Impulse, die sich mit Elektroden auf dem Kopf messen lassen und dann an die umgeschnallte Roboterhand weitergeleitet werden. Heißt: man denkt „ich bewege meine Hand“ und während ich mir das vorstelle wird das Bewegungsmuster dekodiert und in Steuersignale für das Exoskelett übersetzt.

Das Exoskelett kann nicht nur Schlaganfallpatienten helfen. Auch Tetraplegiker, also Menschen mit einer Lähmung aller vier Gliedmaßen, können damit wieder selbstständig essen. Oder Zähne putzen.

Handfunktion fast vollständig hergestellt

Sechs Probanden haben die Roboterhand im Alltag getestet und konnten so ihre gelähmte Hand wiedereinsetzen. Die Roboterhand umschließt wie ein äußeres Gerüst die gelähmte Hand und bewegt sie nur durch die eigenen Gedanken gesteuert.

Im Gegensatz zu im Gehirn implantierbaren Mikroelektroden bleibt dem Patienten mit dem Hand-Exoskelett eine Operation erspart. Das System kann ohne großen Aufwand im Alltag eingesetzt werden. Die Systemkomponenten werden z. B. in den Rollstuhl integriert und über einen Tablet-Computer gesteuert.

Noch funktioniert das Ganze nur über eine Art Kappe, auf der die Elektroden sitzen. Dementsprechend verläuft auch ein Kabelwirrwarr zwischen Kopf und Arm. Das soll sich aber bald ändern. Dann werden Kopfhörer die Lösung sein und die Signale per Funk übertragen. Als Steuerungscomputer könnte auch bald das Smartphone dienen.

Mein Fazit

Ob das System zur Marktreife kommt hängt davon ab, ob die Industrie aufspringt. Fertig ist es auf jeden Fall. Die Probanden betonen, dass man das Hand-Exoskelett wirklich im Alltag einsetzen kann. Mit Messer und Gabel essen, sein Fleisch selbst schneiden und ohne fremde Hilfe aus eigenen Gläsern trinken. Wenn es jetzt noch transparent und kleiner wird und sich damit unauffälliger in den Alltag integriert wäre das perfekt.

Neuro-Robotik, Universität Tübingen

 

 

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