Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

Wer kennt es nicht? Man geht zum Arzt und es fehlen wichtige Dokumente, z.B. die von einem Spezialisten. Oder der Facharzt verschreibt ein Medikament, das sich nicht mit der Medikation des Hausarztes verträgt. Mit diesen und ähnlichen Problem soll jetzt für rund 13,5 Mio. Versicherte dank einer digitalen Gesundheitsassistentin Schluss sein.

Seit dem 17. September steht die App Vivy u.a. den Versicherten der DAK-Gesundheit und Allianz kostenfrei zur Verfügung. Sie ist nicht nur die erste kassenübergreifende, elektronische Gesundheitsakte (eGA). Vielmehr wird sie von Ihren Schöpfern als „persönliche Gesundheitsassistentin“ gesehen. Mit einem Team aus Gesundheits-, Datensicherheits-, Design- und Usability-Experten haben Christian Rebernik (CEO) und Rowanto Rowanto (CTO) mit der Vivy GmbH die gleichnamige App entwickelt. Dieses digitale, kassenübergreifende Projekt könnte in Deutschland zum Vorreiter im Healthcare-Sektor werden. Doch welche Vorteile bietet die App Ärzten und Patienten? Und wie steht es um den Schutz der äußerst sensiblen Daten?

Vivy - Die digitale Gesundheitsassistentin-HealthcareHeidi-02
In der App lassen sich unter anderem Notfalldaten wie Alter, Gewicht, Blutgruppe oder Allergien festhalten. Die Daten können von Einsatzkräften im Ernstfall sofort über einen QR-Code ausgelesen werden. ©Vivy GmbH

Was Vivy leisten kann:

Die Einsatzmöglichkeiten sind schon jetzt vielfältig: die App kann nicht nur Dokumente wie z.B. Impfpässe, Medikationspläne, Laborwerte oder Röntgenbilder speichern und teilen. Es können auch Befunde direkt von behandelnden Ärzten angefordert werden. Zudem erinnert Vivy an Arzttermine oder warnt vor möglichen Wechselwirkungen bei der Medikamenteneinnahme. Wer technik- und fitnessaffin ist, kann die App auch mit seinem Fitnesstracker vernetzen und so die eigenen Vitaldaten aufzeichnen. Ebenfalls integriert ist ein Notfallpass. Dabei handelt es sich um einen QR-Code, der von Rettungskräften im Notfall sofort ausgelesen werden kann. Hier sind überlebenswichtige Daten wie z.B. Blutgruppe, Vorerkrankungen oder Notfallkontakte gespeichert, die vom Nutzer jederzeit aktualisiert werden können. Derzeit können rund 13,5 Mio. Versicherte aus 16 Krankenkassen die beschriebenen Features kostenlos nutzen.

Wie es um die Datensicherheit steht:

Grundsätzlich gilt für Vivy: allein der Nutzer hat Zugriff auf seine Daten, es sei denn er teilt sie. Er kann die Daten jederzeit an seine Ärzte, Krankenkasse oder Familie weiterleiten. Da das Nutzerkonto von Vivy an die Telefonnummer des Nutzers sowie sein selbst festgelegtes Passwort geknüpft ist, haben Fremde keinen Zugriff auf die sensiblen Daten, sollte das Smartphone in die falschen Hände gelangen. Zudem werden die Daten nicht lokal, also auf dem Smartphone gespeichert, sondern sind auf ISO-zertifizierten Servern in Deutschland untergebracht. Auch von offizieller Seite gilt Vivy als äußerst sichere App. Sie ist CE-zertifiziert und wurde vom TÜV Rheinland als „sichere mobile Applikation“ ausgezeichnet.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Das macht der Wettbewerb:

Die Konkurrenz schläft nicht. So bieten auch andere Krankenkassen bereits Apps für verschiedene Bereiche an. Die 10,2 Mio. Versicherten der Techniker Krankenkasse beispielsweise können die TK-App nutzen, hinter der sich hauptsächlich Informationen und Services rund um die Krankenkasse und ihre Leistungen verbergen. Die Barmer hingegen bietet gleich mehrere Apps mit unterschiedlichen Funktionen wie Services, Hörtests oder das „Arzt-Navi“ an. Jedoch ist jede Funktion nur in der dazugehörigen App nutzbar. Dadurch ist der Umgang mit den Services aufwändiger und komplizierter als mit der persönlichen Gesundheitsassistentin.

Achtung Verwechslungsgefahr:

Auch wenn sie ähnliche Bezeichnungen tragen, so muss doch klar zwischen der elektronischen Gesundheitsakte (eGA) und der, vom Gesetzgeber geplanten, elektronischen Patientenakte (ePA) unterschieden werden.

In Zukunft soll es möglich sein, die ePA auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) einzurichten. Dort sollen künftig wichtige medizinische Daten abgelegt werden. Der Patient soll hier, wie bei der eGA, ebenfalls selbst darüber bestimmen können, welche Daten gespeichert werden und welche nicht. Aktuell stellt sich der zuständigen gematik (Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH) die Frage wann und von wem welche Daten unter welchen Bedingungen ausgelesen werden können.

Bei der eGA handelt es sich um die Anwendung eines Drittanbieters, deren Nutzung durch Versicherte von den Krankenkassen finanziell gefördert werden kann. Voraussetzung hierfür ist u.a., dass die eGA Erhebung, Verarbeitung und Nutzung medizinischer Daten wie Befunde, Diagnosen, Therapien u.v.m. für eine fall- und einrichtungsübergreifende Dokumentation über den Patienten unterstützt.

Mein Fazit:

Illustration eines zufriedenen Arztes
©Pixabay

Vivy ist eine praktische Anwendung für Versicherte, um alle Gesundheitsdaten zu bündeln und jederzeit zur Hand zu haben. Wer mit den zahlreichen Features richtig umzugehen weiß, hat eine vielfältige „digitale Gesundheitsassistentin“ in der Hosentasche. Auch der Notfallpass kann in Ausnahmesituationen hilfreich zur Lebensrettung sein, sofern die Retter wissen, worum es sich beim entsprechenden QR-Code handelt. Nicht nur Rettungskräfte sondern auch Ärzte und andere medizinische Fachkräfte müssen sich erst einmal mit der Bedienung und dem Umgang mit Vivy auseinandersetzen, bevor eine Verwendung wie vorgesehen möglich ist.

Im Gegensatz zur ePA hat Vivy den Vorteil, interaktiv zu sein. Der Patient kann selbstständig vielfältiges Material in der App speichern, abrufen und versenden. In der ePA können hingegen nur ausgewählte Daten von Fachpersonal gespeichert und ausgelesen werden. Es handelt sich dabei um einen reinen Datenspeicher ohne weitere Funktionen zur Interaktion. Auch im Vergleich zu anderen Health-Apps besticht Vivy vor allem durch die Vielseitigkeit der Anwendungsmöglichkeiten.

Für einen sinnvollen und sicheren Umgang mit der App ist eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Funktionen und Sicherheitsfeatures von Vivy Pflicht. Wenn Versicherte (und Mediziner) sich intensiv mit den Möglichkeiten und Risiken der Nutzung auseinandergesetzt haben, können gut 13,5 Mio. Versicherte die praktische digitale Gesundheitsassistentin nutzen. Dennoch sollte sich jeder Nutzer darüber im Klaren sein, welche sensiblen Daten er in die App eingeben und eventuell auch teilen möchte.

Der Beitrag Gesundheitsapp für pneumologische Erkrankungen könnte dich auch interessieren.

Share