Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

Wenn die eigenen Eltern alt und unterstützungsbedürftig werden, stellt das entfernt lebende erwachsene Kinder vor eine schier unlösbare Aufgabe. Und genau hier setzt die neue Onlineplattform „AniTa“ mit einer Angehörigen-Tauschbörse an.

AniTa steht für „Angehörige im Tausch“. Dabei handelt es sich um ein Projekt der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften, das von der Gesundheitsökonomin Professor Susanne Busch und dem Informatiker Professor Boris Tolg geleitet wird.

Die Idee der Angehörigen-Tauschbörse

Illustration, wie der Angehörigen-Tausch zwischen zwei familien funktioniert
© AniTa

Die Idee der Angehörigen-Tauschbörse ist die, dass sich ein Teilnehmer um den in seiner Nähe wohnenden, betagten Angehörigen eines anderen, weiter entfernt lebenden Teilnehmers kümmert – und umgekehrt. Idealerweise soll der Tausch direkt zwischen zwei Familien stattfinden. Möglich ist aber auch ein Ringtausch.

 

 

 

 

 

 

Was machen die Tausch-Paten?

Illustration über die Möglichkeiten von AniTa
© AniTa

Was die Angehörigen-Stellvertreter, die so genannten „Tausch-Paten“, bei ihren Besuchen jeweils für Aufgaben übernehmen, verhandeln die Beteiligten – entsprechend dem individuelle Bedarf der Angehörigen – untereinander. Denkbar sind gemeinsame Unternehmungen wie der Besuch kultureller Veranstaltungen, Spaziergänge, ein Nachmittag im Café oder auch einfach nur das Vorlesen aus der Tageszeitung. Auch eine Begleitung bei Arztbesuchen oder Ämtergängen sowie die Begleitung anlässlich einer Pflegegrad-Begutachtung durch den Medizinischen Dienst können von den Stellvertretern vor Ort übernommen werden. Nur pflegerische Aufgaben, Geldgeschäfte oder Tätigkeiten zur Haushaltsführung sind ausgeschlossen.

„Durch die Vernetzung entfernt lebender Angehöriger können unkomplizierte, aber tragfähige „Patenschaften“ für unterstützungsbedürftige Ältere entstehen. Um das zu erreichen, sammeln wir Namen und Adressen aller Interessierten in einer Datenbank mit dem Ziel, für jeden Teilnehmenden einen passenden Tauschpartner zu finden.“, erklärt mir Frau Professor Busch.

Und so einfach kommt man zu einem Tausch-Paten

Wer eine Tauschbeziehung eingehen möchte, kann sich direkt über die Plattform anmelden. Zunächst registriert man sich mithilfe seines Vor- und Zunamens, Anschrift, Telefonnummer und einer gültigen E-Mail-Adresse. Nach der Registrierung bekommt man das Anmeldeformular per Mail zugeschickt. In diesem Formular kann man nähere Informationen über den individuellen Unterstützungsbedarf sowie Wünsche zu Art und Umfang der Tauschpatenschaft angeben. Das ausgefüllte Formular schickt man wieder zurück an AniTa und die Suche nach geeigneten Tausch-Paten beginnt.

Wie wird die die Angehörigen-Tauschbörse finanziert?

Für die Dauer einer Erprobungsphase wird das Projekt vom GKV-Spitzenverband finanziell gefördert. Weitere Projektpartner sind die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, der MDK Bayern und die Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz.

Das Projekt AniTa ist ein wissenschaftliches Forschungsvorhaben, das selbstverständlich evaluiert, d. h. fachgerecht begleitet und bewertet wird. Dafür werden die Teilnehmenden in regelmäßigen Abständen eingeladen, durch kurze Befragungen an diesem Bewertungsprozess mitzuwirken.

Mein Fazit

Eine großartige Idee und ein in meinen Augen längst überfälliges Projekt!

Die klassische Großfamilie, in der es früher selbstverständlich war, dass die Jungen sich um die Alten kümmern, ist eine Rarität geworden. Berufsbedingt leben viele ja überhaupt nicht mehr in der Nähe ihrer Eltern. Oder sie sind so eingespannt, dass sie die Fürsorge, die sie ihren Eltern zu Teil werden lassen möchten, gar nicht leisten können. Hier verspricht die Tauschbörse eine große Entlastung für alle Beteiligten. Wie die Menschen ihre jeweiligen Tauschpaten annehmen wird sich zeigen.

Wir sind gespannt und wünschen dem Projekt viel Erfolg!

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