SNAQ – Eine App zur Nährwertanalyse per Foto zur richtigen Insulinanpassung bei Diabetes mellitus
Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023
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Was ist auf meinem Teller? Welche Nährwerte hat meine Mahlzeit? Kalorien, Kohlenhydrate, Proteine, Fett? Das Schätzen der Kohlenhydrate einer Mahlzeit ist wichtig für die Dosierung der richtigen Insulineinheit, kann aber mitunter schwierig sein. SNAQ heißt die smarte Lösung, die, wenn es nach Aurelian Briner geht, bald den Alltag von Menschen mit Diabetes einfacher machen soll.
KH, BE, KE, IE?
Die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT), auch Basis-Bolus-Therapie genannt, besteht aus einem Basalinsulin, das den mahlzeitenunabhängigen Insulingrundbedarf deckt, sowie aus einem mahlzeitenabhängigen, schnell wirksamen Bolusinsulin, das in Abhängigkeit von der Mahlzeit und dem Blutzuckerwert vor der Mahlzeit zusätzlich appliziert wird. Die ICT ist die Standardtherapie bei Typ-1 Diabetes und setzt sich auch bei Typ-2 Diabetes zunehmend durch.
Klarer Vorteil: die Anpassungsfähigkeit, denn der Insulinbedarf wird den Gegebenheiten des Alltags angepasst. Nachteil: neben häufigerer Blutzuckerkontrolle das Ding mit KH, BE, KE, IE.
Wie SNAQ helfen will, den Insulinbedarf zu berechnen
Die Insulineinheiten (IE), die zum Essen gespritzt werden müssen sind, neben anderen Faktoren, abhängig von den Kohlenhydraten (KH), die gegessen werden. Diese berechnen sich auf Basis von Broteinheiten (BE) bzw. Kohlenhydrateinheiten (KE)*, die der Patient schätzen muss.
Der sichere Umgang mit den BE bzw. KE und KH muss vom Patienten erlernt werden. Neben der Diabetesschulung, die zwingend erforderlich ist, empfiehlt sich besonders am Anfang ein Abwiegen des Essens. Aber was tun, wenn man gerade mit Freunden im Restaurant sitzt und keine Waage zur Hand hat? Oder einfach unsicher ist und eine zweite Meinung möchte? Hier kommt SNAQ ins Spiel.
SNAQ ist eine App, die – nach abfotografieren – automatisch Lebensmittel auf dem Teller erkennt, das Gewicht berechnet, Nährwerte analysiert und – in Zukunft – die zu spritzende Insulindosis berechnet. Mit dem Smartphone macht man also ein Foto von der Mahlzeit und die App macht aus dem Foto eine Nährwertanalyse. Wie das genau funktioniert, erklärt Aurelian Briner, einer der Gründer des gleichnamigen Schweizer Start-Up:
Erste Studien bestätigen die Genauigkeit
In ersten präklinischen Studien der Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin & Metabolismus (UDEM) am Inselspital Bern#, erreichte SNAQ eine Fehlerquote von nur 15 Prozent. Schätzen Experten oder Patienten mit bloßem Auge die Kohlenhydrate, liegen sie meist mehr daneben.
Die LifeSytle-Version von SNAQ ist – aktuell leider nur für iOS-Geräte – bereits verfügbar. Für die medizinische Version wird die Zulassung als Medizinprodukt frühestens 2021 erwartet. Dann kann die App auch die benötigte Insulindosis berechnen und Insulin- und Glukose-Daten aus vernetzten Geräten wie Pens und Insulinpumpen miteinbeziehen. So sehen Patienten zum Beispiel sofort, wie sich vergleichbare Mahlzeiten in der Vergangenheit auf ihr Glukoselevel ausgewirkt haben.
Mein Fazit
SNAQ wurde im Januar 2020 zurecht Gewinner des bytes4diabetes-Awards, einer Initiative der Berlin-Chemie AG in Zusammenarbeit mit führenden Diabetes-Experten, um den Digitalisierungsprozess in der Diabetologie weiter voranzutreiben.
LifeStyle-Apps gibt es heute bereits zahlreiche. So kann man zum Beispiel mit der App „Was ich esse“ des BZfE festhalten, was und wie viel man den Tag über gegessen und getrunken hat. Den wirklich großen Unterschied macht SNAQ jedoch im Bereich Nährwertanalyse zur richtigen Insulindosierung bei Diabetes mellitus. Also als medizinische App. Dazu sind jedoch weitere Studien für die Einreichung der Zulassung als Medizinprodukt erforderlich, wofür aktuell starke Partner gesucht werden. Betroffene wissen wie lästig es ist, ständig BEs zu recherchieren und zusammenzurechnen. SNAQ könnte den Alltag vieler Menschen mit Diabetes also wirklich erleichtern.
* 1 BE = 12g Kohlenhydrate, 1 KE = 10g Kohlenhydrate. Im allgemeinem wird der kleine Unterschied von 2g vernachlässigt und man lernt entweder mit BE zur rechnen oder mit KE.
Für alle die es mit BE, KE, IE und der ICT genauer wissen möchten, empfehle ich das Internetportal Diabetes News. Auch diabetesDE und DiabSite bieten umfassende Informationen zum Thema.
Weitere spannende Beiträge zu Projekten, Entwicklung und digitalen Gadgets rund um das Thema Diabetes finden Interessierte unter diesem Link in unserem Blog.
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