Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2023

Wir haben uns hier schon mehrfach mit Demenz beschäftigt. Heute berichten wir über zwei innovative „Spezialbrillen“ und wie sie Menschen, die an Demenz erkrankt sind, mittels VR und KI helfen können.

Zu Beginn der Erkrankung lässt vor allem das Kurzzeitgedächtnis auffallend nach. Je mehr das Kurzzeitgedächtnis schwindet umso wichtiger wird es für Menschen mit Demenz, sich mit vertrauten altbekannten Dingen zu umgeben und in Erinnerungen zu schwelgen. Aus diesem Grund hat sich im Rahmen der sogenannten Erinnerungsarbeit auch der Einsatz alter Fotoalben, Musik aus der Jugendzeit und historischer Filme bewährt. Das Erinnern gibt Sicherheit, schafft Vertrauen und kann vor allem zu Beginn der Erkrankung manchmal noch eine Brücke zur Gegenwart schlagen.

Erinnerungspflege mit VR

In einem gemeinsamen Projekt haben Mediziner und Spieleentwickler ganz besondere VR-Brillen entwickelt. Damit können sich Demenz-Patienten auf eine Zeitreise in die Welt der 50er und 60er Jahre begeben.

VR-Visualisierung einer historischen Straße in Krefeld hilft an Demenz Erkrankten sich zu erinnern.
© Weltenweber

Die Bürger der Stadt Krefeld haben das Projekt großartig unterstützt. Sie haben nämlich zahlreiche historische Fotos beigesteuert. Daraus konnte eine virtuelle 360-Grad-Version einer bekannten Straßenkreuzung in Krefeld entwickelt werden. So entstand eine virtuelle Welt wie sie in den Wirtschaftswunder-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ausgesehen hat. Mit der Virtual-Reality-Brille können sich die Patienten dort umsehen und sich in der vertrauten Umgebung auch bewegen.

Reise in die Vergangenheit weckt die Aufmerksamkeit der Demenz Patienten

„Die Patienten sind durch die Anwendung sehr neugierig, aufmerksam und teils gesprächig geworden.“, berichtet mir Beate Sucrow, Co-Founderin des Virtual Reality Studios Weltenweber aus Krefeld. Sie ist Game Designerin und arbeitet mit ihrem Team bevorzugt im Bereich Medizin/Therapie.  Die Motivation für diese spezielle Lösung war allerdings eine sehr persönliche, nämlich die Demenzerkrankung ihres Vaters. Dann erfahre ich noch: „Mein Vater hat die Anwendung auch schon getestet. Er hat die Kulisse wiedererkannt und auch die Zeit konnte er richtig einordnen. Das hat uns natürlich sehr gefreut.“

Sicherlich ist eine digitale 3D-Brille nicht für jeden Patienten geeignet. Manch einen mag der Wechsel zwischen den Welten vielleicht auch verwirren oder ängstigen. Aber die ersten Erfahrungen des Helios-Cäcilien-Hospitals Hüls in Krefeld zeigen, dass diese innovative Technologie eine wertvolle Unterstützung bei der Erinnerungsarbeit sein kann.

Menschen mit Demenz  erkennen ihre Angehörige wieder mittels KI

Im Verlauf einer Demenz kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Erkrankten ihre eigenen Kinder oder den langjährigen Partner nicht mehr erkennen. Das stellt vor allem für das Umfeld der Patienten eine enorme psychische Belastung dar.

AI-unterstützte Gesichts- und Stimmerkennung in einer AR-Brille macht es möglich, nahestehende Personen und sogar Haustiere (wieder) zu erkennen.

Wie das funktioniert zeigt dieses Video „Know you again“ von Baidu.

Ob es diese Brille bereits gibt, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen. Der Spot wurde jedenfalls der Jury des internationalen Kreativawards „One Show“ in New York gezeigt.

Ganz ähnlich funktioniert übrigens die MyEye von OrCam, eine Brille, die für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen entwickelt wurde.

Fazit

Die Beispiele zeigen, dass innovative Technologien nicht nur in „nerdigen Gadgtes“ Verwendung finden. Sie können auch einen echten Mehrwert für Patienten liefern. Wäre toll, wenn Lösungen wie die VR-Brille schon bald Eingang in den Therapiealltag finden würden. Im Rahmen des Aufmerksamkeitstrainings kann ich mir das als sehr sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Methoden vorstellen.

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